Therapie mit zell-stimulierenden Substanzen aus der Sicht der neuen Allgemeinen Theorie der Biologischen Regulation

– Behandlung von AIDS –

Dr. med. Georgi Stankov, Copyright 1996, DIAS Institute

 

I.  Krankheitsbild von AIDS aus der Sicht der All­gemeinen Theo­­­rie der biologischen Regulation

1.  State-of-the-Art

Unsere Vorstellungen über das Krankheitsbild von AIDS haben sich im Verlauf der letzten 10-15 Jahre ständig gewandelt. Obwohl AIDS vielleicht die am meisten erfor­sch­te Viruserkrankung ist, sind die Pathomecha­nismen, die zu ihrem Ausbruch füh­ren, noch lange nicht geklärt (1,2). Sogar die virale Ursache wird von manchen Auto­ren in Frage gestellt (3,4). Wir werden zuerst die neuesten Ergebnisse der AIDS-Forschung vorstellen und die bioenergetischen Ursachen, die zur manifesten Krank­heit (AIDS-related complex, ARC) führen, erläutern (1-8). Die Einführung in das Krankheitsbild erfordert sowohl fundierte Kenntnisse der modernen Immu­nologie, als auch ein lückenloses Verständnis der neuen Allgemeinen Theorie der biolo­gi­schen Regulation, die ich auf der Basis der revolutionären, physikalisch-mathe­matischen Theorie des Universalgesetzes (Band 1 und 2) für die organische Mate­rie entwickelt habe (Band 3). Es handelt sich um eine umfassende bioener­ge­tische Theorie zur Regulation des Zell- und Körpermetabolismus, die zum ersten Mal in der Geschichte der Wissenschaft das gesamte Wissen und Faktenmaterial der modernen Bioforschung zur Steuerung der organischen Materie – angefangen von der Quanten­ebene der DNS, RNS und Proteine, bis hin zur Regulation des gesamten Organismus – in dynamischer Hinsicht wider­spruchs­frei integiert und erklärt.

AIDS wird durch das HIV (human immunodeficiency virus) ausgelöst. Das HI-Virus ist eingeschlossen in einer Lipidmembran, die zwei wichtige Membranproteine (Glu­koproteine) besitzt. Das Glukoproteion  gp41 durchbohrt die Membran und wird als transmembranes Protein bezeichnet. Es bindet an das extrazelluläre Protein, gp120, so daß die beiden eine funktionelle Einheit bilden. HIV-infizierte Zellen prä­sen­tieren diese Virus­proteine an der Oberfläche ihrer Plasmamembran. Ihre Präsenz kann mit Hilfe von Anti­körpern indirekt nachgewiesen werden. Bemerkens­wer­ter­weise weisen non-polymorphe Determi­nanten der MHC Klasse II (major histo­com­pa­­tibility complex = HLA), insbesondere HLA-DR und HLA-DQ, eine struktu­relle Homo­logie mit dem gp41-gp120-Komplex des HIV Typ I auf. Anti­körper ge­gen diese viralen Proteine haben die Fähigkeit cross-Reaktionen mit der MHC Klasse II auszu­lösen (Die Struktur der MHC Klasse II wurde im Frühjahr 1994 erstmal geklärt und in der Zeitschrift “Nature” veröffentlicht.). Die Proteinsequenz und räumliche Struktur der MHC-Moleküle belegen die sehr präzisen Aussagen der Allgemeinen Theorie der biologischen Regulation hinsichtlich des Aufbaus aller Ei­weiß­­strukturen nach strengen bioenergetischen Gesetzmäßigkeiten (siehe Band 3).

Antikörper gegen MHC Klasse II werden regelmäßig im Serum HIV-infizierter Patienten nachgewiesen. Anti-gp120-Antikörper findet man an der Oberfläche von CD4-T-Lymphozyten, die von HIV-Patienten gewonnen werden. Das HI-Virus be­fällt an erster Stelle die CD4-T-Lymphozyten (Helfer-T-Zellen) und führt zu einer Immunschwäche, indem er die Zahl dieser Subpopulation signifikant verringert. Es wird vermutet, daß diese Antikörper die Interaktion zwischen CD4 und MHC Klas­se II-Molekülen, die auf den APC-Zellen (antigen-presenting cells) erscheinen, hem­men. Auf diese Weise wird eine effiziente Antigen-Präsentation im Thymus und in ande­ren immunokompetenten Organen verhindert. Dadurch werden alle antigen-spe­zi­fi­schen Funktionen, die durch die Helfer-CD4-T-Lymphozyten vermittelt werden, gehemmt. Aufgrund der Homologie zwischen gp120 und HLA-DR bzw. HLA-DQ, vermutet man, daß dieses HIV-Glukoprotein als ein “Alloepitope” funk­tio­niert und eine chronische allogene Antwort auslöst. Es ist bekannt, daß sobald anti-gp120-Antikörper-Komplexe an die CD4-Moleküle binden, die CD4-T-Lym­phozyten refrak­­tär auf eine in vitro Stimulation ihrer CD3-Moleküle werden. Erst vor kurzem wurden anti-gp120-Antikörper-Komplexe an der Oberfläche von CD4-T-Lympho­zy­ten HIV-infizierter Patienten nachgewiesen. Daraus leitet man ab, daß diese Komple­xe die Depletion der CD4-T-Lymphozyten auslösen und für die Immun­schwäche verantwortlich sind.

Apoptosis oder programmierter Zelltod ist der Hauptmechanismus für die Selek­tion von immunokompetenten T-Lymphocyten im Thymus (9). Zuerst wurde dieses Phänomen im Zusammenhang mit dem Zelltod unreifer Thymocyten während einer Zell­stimulation beobachtet. Es ist bekannt, daß der T-Rezeptor der CD4-Helfer-T-Lym­phozyten, der für die Immunokompetenz dieser Zellen eine zentrale Rolle spielt, vorwiegend durch die MHC Klasse II-Antigen Komplex der B-Lymphozyten akti­viert wird. Diese MHC-eingeschränkte T-Lymphozyten-Stimulation (MHC-re­stric­ted T-cell stimulation), die zur Elimination autoreaktiver Clone von T-Lympho­zyten im Thymus führt und auf diese Weise die Selbst-Toleranz (die Tole­ranz gegen eigene Zellen und Zellprodukte) ermöglicht, basiert ausschließlich auf der Apop­tosis autoreaktiver Immunzellen.

Der bioenergetische Mechanismus der Apoptosis konnte erst mit der Entdeckung des Universalgesetzes und seiner Anwendung in der Biowissenschaft geklärt werden. Apoptosis wird durch eine über­mäßige Depolarisation oder Repolarisation der Zellen, in diesem Fall der T-Lymphozyten, ausgelöst. Dieser Vorgang verhindert eine adäquate Umwandlung der elektromagnetischen Energie der Membranpotentiale in die bioche­mi­sche Struktur­energie der Zellen und umgekehrt im Rahmen des bekannten Zellmetabolismus und führt zum Zusammenbruch der long-range Kor­relation, die durch die elektromagnetische Kraft des Membranpotentials gebildet wird und für die Steuerung des Gesamtmetabolismus der Zelle verantwortlich ist. Die innere Ordnung der Zelle wird auf diese Weise nachhaltig gestört und der Zell­stoffwechsel kann nicht länger aufrecht­erhalten werden. Es kommt zu einer Zer­störung der Zellen nach den Regeln der destruktiven Interferenz überlagerter Wellen, die man zur Zeit in der Biowissenschaft als „Apoptosis“ bezeichnet. In diesem Sinne erweist sich die Zelle als ein bioenergetisches System, das aus unendlich vielen überlagerten Wellen und Ebenen besteht, wobei die übergeordnete long-range Korre­lation aller Wellenebenen in der Zelle vom Zellmembranpotential gebildet wird. Diese übergeordnete Kraft ermöglicht die globale Wirkungsweise der Zelle und somit des Organismus auf sämtliche interne und externe Reize und Umwelt­verän­de­rungen, die, ihrem Wesen nach, ausnahmslos energetischer Natur sind. Eine detail­lierte Beschreibung der bioenergetischen Prozesse, die zur Apoptosis der Zellen führen, findet man im Band 3: „The General Theorie of Biolo­gical Regulation“. Sie schließen die Bildung von Selbst-Toleranz und Allo-Reak­tivität ein, die der humoralen und zellvermittelten Immunantwort zugrundeliegen.

Die stark herabgesetzte Anzahl der CD4-T-Lymphozyten in der Peripherie ist das Hauptmerkmal der Immunschwäche bei HIV-Patienten. Es gibt zunehmend mehr Beweise, daß das Auftreten qualitativer und quantitativer Defekte an CD4-T-Lym­pho­­zyten, die von HIV-Patienten stammen, mit einer gesteigerten Apoptosis dieser Zellen einhergehen (9) und die Aussagen der neuen Allgemeinen Theorie zur Im­mun­regulation glänzend bestätigen. Es ist bekannt, daß eine cross-Reaktion zwi­schen CD4-Molekülen den T-Zellrezeptor dieser Zellen stimuliert. Dieser Rezeptor spielt eine zentrale Rolle für die Ausbildung der Antigen-Spezifität der T-Lympho­zyten. Im Thymus findet eine Interaktion zwischen dem MHC-Molekül-Antigen-Komplex der APC-Zellen und dem T-Zellrezeptor der T-Lymphozyten statt (MHC-einge­schränk­te T-Zell-Stimulation). Sie führt zur Selektion von immunokompetenten T-Lym­­pho­zyten, die in der Lage sind, eine spezifische Immunreaktion auszulösen. Da­raus wurde die Vermutung geäußert, daß cross-Reaktionen zwischen CD4-Molekülen und HIV-gp120 bzw. gp120-anti-gp120-Immun­kom­plexen auf dieselbe Art und Weise eine Apoptosis auslösen, wie während der natürlichen CD3/CD4 induzierten Interaktion zwischen dem Antigen-MHC Klasse II-Molekül und dem T-Zellrezeptor. Das virale Membranprotein gp120 betreibt in diesem Fall eine Art Mimikrie, um sich des natürlichen bioenerge­tischen Mechanismus der MHC-eingeschränkten T-Lymphozyten-Stimulation und Selektion zu bedienen und auf diese Weise die HIV-Replikation in den immunokom­petenten Zellen und Organen energetisch zu steuern (2,9). Wir werden unten zeigen, daß diese Erkenntnis der Schlüssel zum Verständnis der AIDS-Pathogenese ist.

Der Zelltod der CD4-Lymphozyten ist offensichtlich auch ohne eine vorherige Infek­tion dieser Zellen mit dem HI-Virus möglich. Eine Apoptosis der CD4-Lymphozyten kann allein durch die Expression von gp120 an der Zellmembran ausgelöst werden, ohne daß diese Lymphozyten das Virus in ihrem Zellineren  beherbergen müssen. Dafür spricht die Tatsache, daß bei AIDS-Patienten lediglich eine von etwa 10 000 CD4-Zellen mit dem HIV infiziert wird, während zur selben Zeit viel mehr Zellen das Virusprotein gp120 an ihrer Membranoberfläche aufweisen (1,4). Dieser Befund dürfte auch erklären, warum gesunde Probanden, die nach einer Behand­lung mit HIV-Vakzinen, die aus Virushüllen und Partikeln gewonnen wurden, an AIDS erkrankten, ohne das HI-Virus zu beherbergen (10). Die uner­wartete Infi­zierung gesunder Probanden mit solchen HIV-Vakzinen führte Ende 1994 zum Abbruch einer großangelegten klinischen Studie in Nord- und Südamerika, die von den amerikanischen Gesundheitsbehörden und der Pharma­industrie gespon­sort wurde (10,11). Ein weiterer Grund für die Aufgabe der HIV-Impfung als mögliche Therapie von AIDS war die Entwicklung von Ein-Schritt-Resistenz nach einmaliger Gabe solcher Impfungen (12). Die Entstehung der Ein-Schritt-Resistenz bei HI-Viren wird später im bioenergetischen Sinne erklärt.

Offensichtlich führt die Expression von gp120 an den Zellmembranen infizierter und nicht-infizierter Zellen zu einer gesteigerten Apoptosis und zur klinischen Sympto­matik der Immunschwäche – zur AIDS.  Wir werden diesen Aspekt der AIDS-Patho­genese später ausführlich erläutern. Die Expression des gp120 korreliert sehr gut mit der Induktion und der Replikation des HI-Virus in den menschlichen Zellen (4). Zunächst ist es von Interesse zu wissen, welche Faktoren die Expression des HI-Virus fördern. Es ist sehr bemerkenswert, daß eine Reihe von Cytokinen, die unsere Immunreaktion steuern, die HIV-Expression begünstigen (1,8). Insbesondere gilt dies für TNF-ß, TNF-alpha, INF-gam­ma usw. Diese Cytokine führen nach der neuen Biotheorie des Univer­salgesetzes zu einer Repolarisation der Immunzellen – eine Tatsache, die durch viele experimentelle Beobachtungen bestätigt wird, ohne jedoch den Vorgang theoretisch zu begreifen (13). Während einer Repolarisation erscheinen die Membranproteine, so auch das virale gp120, vermehrt an die Oberfläche, weil jede Repolarisation zu einer Stabi­lisierung des Plasmamembranpotentials führt und die Schwelle der Zellaktivierung anhebt. Eine Depolarisation löst dagegen eine Endocytose der Membranproteine aus und vermindert deren Anzahl an der Zell­ober­fläche (13). Tatsächlich führen depola­risierende Cytokine wie INF-alpha, INF-ß usw. zu einer Unterdrückung der HIV-Replikation und Expression (14,15). Grund­sätzlich gilt dies nicht nur für das HI-Virus, sondern auch für alle anderen Viren, die bisher untersucht wurden (16). Zusammenfassend stellen wir fest: Repolarisierende Sub­stan­zen führen zur Virus-Expression; depo­la­risierende Substanzen führen zur Hem­mung der Virus-Expression und Replikation. Für diese universellen Phänomene gab es bisher keine befriedigende Erklärung.

Zur Zeit wird zwischen einer Inkubationsphase nach der Primärinfektion, die weit­gehend ohne Symptome verläuft (gesunde seropositive HIV-Träger), und der mani­festen AIDS-Erkrankung (Patienten mit AIDS-related complex, ARC) unter­schieden (1). Die vielschichtige Symptomatik des ARC umfaßt eine Reihe oppor­tunistischer Infektionen (17), neurologischer Ausfälle (18) usw. Das klinische Bild ist weitgehend bekannt und wird hier nicht im Detail diskutiert. Wichtig ist die neuere Erkenntnis, daß die symptomfreie Inkubationsphase keineswegs einen Still­stand der Erkrankung darstellt. Vielmehr schreitet die AIDS-Erkrankung in den Lymphknoten, im Thymus und in anderen sekundären Immunorganen unaufhaltsam fort (1,2,4). Als ein Indikator für die Progredienz der AIDS-Erkrankung wird in der Regel das periphere CD4/CD8-Verhältnis herangezogen. In Wirklichkeit führt die Krankheit während der Inkubationszeit zu einer, wenn auch unsichtbaren, fort­schrei­tenden Zerstörung des komplexen Immungerüstes der Lymphorgane. Insbe­son­dere kommt es zu einer kontinuierlichen Zerstörung der follukulären Dendri­tzellen in den Keimzentren der Lymphknoten. Am Anfang sind nur wenige CD4-T-Lym­pho­zyten und APC-Zellen mit dem HI-Virus infiziert. Die Progression der Krankheit führt gegen Ende zu einer Degeneration des Lymphknotengerüstes, bestehend aus follikulären Dendritzellen. Die Lymphknoten verlieren die Fähigkeit, die HI-Viren und Partikel zu opsonieren. Die Viren werden in die Peripherie ausgeschwemmt und führen in der letzten Phase des ARC zur Virämie.

Anhand dieser Erkenntnisse kann man den Verlauf von AIDS nun schlüssig erklären. Nachdem das HI-Virus in die Mucosa eindringt (Jatrogene und andere Infektionen durch Blutübertragungen ändern an den prinzipiellen Verlauf von AIDS überhaupt nichts, so daß sie hier nicht weiter diskutiert werden.), wird er, wie alle anderen Erreger, zu den lokalen Lymphknoten transportiert. Die primäre Infektion führt zu einer akuten Virämie und zur Bildung multipler Lymphknoten. Dieser Zustand manifestiert sich in Form einer subklinischen Lymphadenopathie. Sie markiert den Beginn der HIV-spezifischen Immunreaktion. Gleichzeitig beobachtet man eine Anhäufung der CD4-T-Lymphozyten in den Lymphknoten, bedingt durch Migration aus der Peripherie oder als Ergebnis einer in situ Proliferation. Diese Immunzellen sind in der Regel aktiviert und stimulieren ihrerseits die B-Lymphozyten in den Keim­zentren. Diese antigen-induzierte Migration und Konzentration der CD4-Zellen in den sekundären Lymphorganen führt zu einem abrupten Abfall der Anzahl der peripheren CD4-T-Lymphozyten. Dieser Abfall ist typisch für die akute Phase der AIDS-Erkrankung.

Die Stimulation der CD4-Zellen in den Lymphknoten beschleunigt die Infektion dieser Zellen mit dem HIV und löst seine lebhafte Replikation aus. Der bio­energetische Mechanismus wird unten diskutiert. In dieser Phase wird der größte Teil der CD4-Zellen (20 bis 50%) in den Lymphknoten und nur ein geringer Teil der CD4-Zellen (5 bis 10%) in der Peripherie mit dem Virus infiziert. Die Aktivierung der CD4-Zellen und ihre Infizierung wird von manchen Cytokinen gefördert (1,8). Die Rücknahme der Virusreplikation in den peripheren Immunzellen (vorwiegend in den mononuklearen Zellen) und der gleichzeitige Rückgang der Virämie kündigen den Übergang von der akuten Postinfektionsphase zur Latenzphase der AIDS-Er­kran­kung an. Letztere kann von wenigen Jahren bis zu 25 Jahren und länger dauern.

Ein hervorstechendes Merkmal dieser Phase ist die Diskrepanz zwischen dem Fehlen von HI-Viren in der Peripherie und ihrer ständigen Präsenz in den Lymph­organen. Die HIV-infizierten CD4-T-Lymphozyten werden durch eine Reihe histopa­tho­lo­gischer Veränderungen wie follikuläre Hyperplasie und Erweiterung des Ge­rüsts der follukulären Dendritzellen für lange Zeit in den Lymphknoten festgehalten. Diese Immobilisation der HIV-infizierten Lymphozyten wird durch eine Veränderung der Zirkulationseigenschaften der immunokompetenten Zellen gewährleistet. Dieses zen­trale immuno­logische Phänomen kann zum ersten Mal in der Allgemeinen Theorie der biolo­gischen Regulation in bienergetischer Hinsicht stringent geklärt werden. Repola­ri­sierende Cytokine führen zu einer Chemo­taxis der Immunzellen, während Zellen, die mit depolarisierenden Substanzen inkubiert werden, meistens refraktär auf chemo­taktische Signale reagieren (13). In der akuten Immunreaktion kann die lokale Kon­zen­tration repolarisierender Cytokine vorüber­gehend auf das 10 000-fache an­stei­gen und die Chemotaxis von Immunzellen am Ort der Infektion enorm steigern, die wiederum neue Cytokine kaskadenartig absondern. Auf diese Weise bildet sich ein chemotaktischer Energiegradient im Körper, mit dessen Hilfe der Transport von Im­mun­­zellen an den Infektionsort auf eine ubiquitäre Weise gewährleistet wird. Da die Chemo­taxis der Immunzellen von deren Anfangsbedin­gungen abhängt, ist die Hö­­he der chemotaktischen Antwort nicht immer proportional zur Cytokinen­kon­zen­tration. In der letzten Phase des ARC wird die Architektur der Lymphknoten zer­stört und die HI-Viren werden in die Peripherie ausgeschwemmt (finale Virämie).

Fassen wir noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse zum Verlauf der AIDS-Erkrankung zusam­men:

1.  HIV-infizierte Zellen wie die CD4-T-Lymphozyten, aber auch Makrophagen, Monozyten und Dendritzellen (APC-Zellen), präsentieren das virale gp120-Glukoprotein. Nicht-infizierte Zellen können dieses Protein ebenfalls an ihrer Oberfläche tragen (1,4).

2.  Das membrane Protein gp120 und das transmembrane Protein gp41 sind mit dem MHC Klasse II-Molekül homolog.

3.  Infizierte CD4-T-Lymphozyten können in den Lymphknoten unter dem Ein­fluß von Cytokinen proliferieren und den Virus replizieren, oder sie kön­nen durch Apoptosis zugrunde gehen (8,9). Die Selektion der T-Lymphozyten für spezifische Antigene im Thymus ist MHC-eingeschränkt und bedient sich des bioenergetischen Mechanismus der Apoptosis. Wir definieren diese Selektion in den Lymphorganen in der Allgemeinen Theorie als die primäre Selektion. Darüber hinaus können HIV-infizierte Zellen durch Apoptosis zugrunde gehen, wenn sie in der Peripherie in Kontakt mit Fremdproteinen (Antigenen) kommen. Ihre Immunaktivität ist in der Regel herabgesetzt. Die Allo-Reak­tivität der HIV-infizierten CD4-Zellen, als sekundäre Selektion definiert, ist somit vermindert. Diese Immunschwäche beschränkt sich nicht nur auf diese Subpopulation, sondern sie umfaßt auch die anderen T-Zell­populationen und die B-Lymphozyten.

4.  Offensichtlich gibt es verschiedene Wege, die zu einem Abfall der CD4-T-Lymphocyten (CD4-counts bzw. CD4/CD8 ratio) führen können. Alle diese Mechanismen sind an der Ausbildung der Selbst-Toleranz (1. Selektion) und der Allo-Reaktivität (Aktivität gegen Fremdkörper, 2. Selektion) beteiligt. Sie werden zum ersten Mal im Sinne der neuen Theorie des Universalgesetzes schlüssig erklärt und bilden die Grundlage für das Verständnis der AIDS-Pathogenese (für weitere Details siehe Band 3).

 

2. Die bioenergetische, dynamische Pathogenese von AIDS aus der Sicht der neuen Allgemeinen Theorie der biologischen Regulation

 

Ein großer Teil der AIDS-Forschung wird von Virologen und Genetikern betrieben. Die Virologie und die Genetik als Begleitwissenschaft sind aber extrem deter­ministische und reduktionistische Wissenschaften. Sie beschränken sich auf die bloße, statische Erforschung und Beschreibung biochemischer Strukturen und be­trach­ten weder die Zelle noch den Organismus als ein globales, interaktives Gebilde, noch berücksichtigen sie die energetischen, dynamischen Aspekte der Virus-Zelle-Interaktionen entlang die Zeitachse der Erkrankung. Dies erklärt, warum man bisher nicht in der Lage war, die eigentlichen Pathomechanismen von AIDS und anderen viralen Krankheiten zu begreifen und eine sinnvolle therapeutische Strategie zu entwickeln. Wir werden nun die Entstehung der Immunschwäche bei AIDS-Patienten – primär handelt es sich um eine Depletion der CD4-T-Lymphozyten – aus der Sicht der neuen Allgemeine Theorie der biologischen Theorie erklären und damit die theo­retische Grundlage für neue therapeutische Strategien liefern. Diese Theorie ent­stand in Folge der konsequenten Anwendung der neuen physikalisch-ma­the­mati­schen Theorie des Universalgesetzes für die organische Materie. Sie integriert alle bisher bekannten Fakten, Daten und Erkenntnisse der Bioforschung und der Medizin und erklärt auf eine umfassende und, bisher nicht für möglich gehaltene, logische und zusammenhängende Weise die energetischen Grundlagen der biologi­schen Re­gu­la­tion von Zellen und Organismen. Danach werden wir die klinischen Miß­erfolge der gegenwärtigen AIDS-Therapie kritisch durchleuchten und konkrete Vor­­schläge zu einer erfolgreichen Therapie mit zell-stimulierenden Sub­stan­zen vorbringen.

Bisher hat man die Rolle der viralen Membranproteine für die Replikation des Virusgenoms weder in der Virologie noch in der Genetik richtig erkannt. Man beschäftigt sich ausschließlich mit den genetischen Mechanismen wie dem Einbau der proviralen DNS in das Zellgenom, der Rolle der reversen Transkriptase, den gag- pol- und env-Genen usw. Man hat aber diese Prozesse im Zellkern bisher noch nie in einem energetischen Zusammenhang mit der Expression der gp41, gp120 Gluko­proteine an der Zell­membran HIV-infizierter Zellen betrachtet, auch wenn einzelne Aspekte dieses Phänomens bereits diskutiert werden (8,9).

Ausgehend vom Universalgesetz wurde eine allumfassende Theorie der biolo­gi­schen Regulation entwickelt (siehe Band 3). Sie erfaßt den gesamten Zellmeta­bolismus, einschließlich aller genetischen Vorgänge. Wir müssen uns im Rahmen dieser Therapieempfehlung nur auf die wichtigsten Schlußfolgerungen beschränken, die uns zum Verständnis der AIDS-Pathogenese weiter helfen. Kernaussage der Allgemeinen Theorie ist, daß während der Zellregulation eine ständige und kontrollierte Um­wandlung der gespeicherten elektrischen Energie der Membran­potentiale in che­mi­sche Energie in der Zelle stattfindet. Sowohl in der physikalischen Natur, als auch in der organischen Materie, wird die elek­trische Energie durch elektromagnetische Wel­len transportiert. Es handelt sich um Energiefelder mit einer Fernwirkung. Wir be­zeich­nen diese Fernwirkung in der Bio­materie, in Anlehnung an die bekannte Termi­nologie der chemiosmotischen Theo­rie von P. Mitchell (19), als “delokalisierte Kopplung“.

Alle Zellen werden durch Schwankungen der Membranpotentiale – Aktions­poten­tiale – reguliert, die aus einer De- und Repolarisationsphase bestehen. Dieser Vorgang ist für Muskelzellen (Herzmuskelzellen) und Neuronen umfangreich unter­sucht worden und ist ein zentrales Thema der modernen Physiologie. Weniger bekannt, weil es schwierig zu untersuchen ist, daß auch alle anderen Zellen durch Aktionspotentiale gesteuert werden. Bei den Immunzellen handelt es sich um dis­krete Depolarisationen und Repolarisationen. Diese werden durch humorale Fak­toren wie Cytokine oder durch zellständige Proteine wie CD-Rezeptoren, T-Rezeptor usw. ausgelöst. Alle Immun­rezeptoren führen, sobald sie aktiviert werden, zu diskre­ten Änderungen des Membran­potentials der Immunzelle. Es handelt sich um elek­tro­magnetische Oszillationen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit in der Zelle ausbreiten und alle Zellstrukturen, ein­schließlich der DNS, gleichzeitig erfassen. Die komplexen genetischen Prozesse wie DNS-Transkription und Replikation, splicing, repair-Mechanismen, Einbau provi­raler DNS in die zelleigene DNS usw. werden zur Zeit in der Genetik auf eine sehr mechanistische und rudimentäre Weise erfaßt und be­schrieben. Im Endergebnis haben die Bioforscher von heute überhaupt keine Ahnung von den energetischen Mechanismen, die diese Bioprozesse kinematisch steuern (20,21). Die gegenwärtige Genetik, ungeachtet ihrer Erfolge bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms, steckt noch in den Kinderschuhen und ist gänzlich unfähig, die genetischen Prozesse im Zellkern auf eine dynamische, kinematische Weise wahrheitsgetreu – so wie sie tatsächlich ablaufen – zu beschreiben. Es genügt einen Blick in die entsprechenden Lehrbücher und Zeit­schriften zu werfen, um sich davon zu überzeugen (20,21). Die Dynamik aller bio­chemischer Prozesse konnte erst mit der Entdeckung des Universalgesetzes und seine Anwendung in der organi­schen Materie schlüssig erklärt werden (Band 3).

Im Sinne der Allgemeinen Theorie handelt es sich hierbei um eine delokalisierte, elektro­magnetische Kopplung, die von den spezifischen Membranproteinen der Zell­mem­bran ausgeht. Diese elektromagnetische Kopplung führt zu einer Umwand­lung der elektrischen Energie des Zellmembranpotentials in biochemische Energie der Zellstrukturen. Bei jeder diskreten Depolarisation des Membranpotentials wird ein bestimmter Betrag der dort gespeicherten elektrischen Energie in die Zelle frei­gesetzt und, dem Gesetz der Energieerhaltung (1. Gesetz der Thermo­dynamik) fol­gend, voll­ständig in biochemische Strukturenergie umgewandelt (einschließlich der freigesetz­ten thermischen Energie, die als Körpertemperatur und thermische Strah­lung an die Umgebung abgegeben wird; siehe Bilanzgleichung des Zell- und Körper­me­ta­bo­lismus im Band 3). Die Umwandlung in biochemische Strukturenergie voll­zieht sich äußerlich als Metabolismus in der Zelle. Die wichtigsten Endprodukte dieses Zell­stoffwechsels sind die Eiweiße – sie sind die grundlegenden Struk­turelemente der Zelle und des Organismus.  Die Bildungs­stätten der Eiweiße sind der Zellkern, mit der Beteiligung von DNS, RNS und DNS-regulierender Proteine, und die Ribosomen des ER. Andere biochemische Substanzen entstehen im Zytoplasma oder in anderen Zellorganellen (z.B. ATP in Mito­chondrien). Unter Berücksichtigung der viralen Replikation werden wir uns hier auf die DNS beschränken. Durch die Ausbreitung der elektromagnetischen Wellen im Rahmen der De- und Repolarisation des Zell­membranpotentials entstehen in der Zelle und insbesondere im Inneren des Zellkerns komplexe Interferenzmuster, die bestimmte Stellen und Gene entlang die DNS-Stränge aktivieren und lokale Energiemaxima (und Minima) hervorrufen (22). Es handelt sich um Solitone – um supramolekulare, stehende Quantenwellen –, die die Fähigkeit besitzen, nicht zu dispergieren, sondern sich langsam und unter Bei­behaltung ihres Energieimpulses entlang die DNS-Stränge zu bewegen. Auf diese Weise werden die Prozesse der Transkription und der Replikation kinematisch gesteuert. Die theoretischen und experimentellen Voraussetzungen für diese Erklä­rung liegen bereits vor (23,24). Die Enstehung von Solitonen im DNS-Helix ist theoretisch ausgearbeitet (22), wenngleich auf eine sehr rudimentäre und unvoll­ständige Weise. Erst vor kurzem konnte gezeigt werden, daß der DNS-Helix wie ein Supraleiter im oben beschriebenen Sinne funktioniert (25), ohne jedoch diese Tat­sache in einem größeren Rahmen, im Zusammenhang mit der Zellregulation, zu betrachten und weiter zu forschen.

Diese Prozesse im Zellkern sind extrem komplex und die Bioforscher sind erst am Anfang, sie zu entschlüsseln und zu begreifen. Die neue Allgemeine Theorie der biolo­gischen Regulation, die diese Prozesse zum ersten Mal auf eine schlüssige, kine­ma­tische Weise erklärt, leitet sich vom Universalgesetz ab und beruht auf be­kannten phy­sika­lischen Gesetzen zum Elektromagnetismus und zur Quanten­me­chanik, die ich aus dem Universalgesetz stringent ableite (siehe Band 1 und 2). Sie wird zum Leitfaden der zukünftigen Bioforschung. Eine zentrale Schluß­folgerung der neuen Biotheorie, die durch viele Experimente bestätigt wird, besagt, daß die Expression und Aktivierung spezifischer Membranproteine die Genaktivierung auf delo­ka­lisierte Weise, d.h., durch elektro­magnetische Wellen steuert. Alle uns bisher bekannten Bioprozesse können damit zum ersten Mal logisch, stringent und wider­spruchs­frei erfaßt werden. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bioforschung ist man in der Lage, die biologische Wirkungsweise der bekannten und die vielen, noch nicht erforschten biochemischen Strukturen, die an diesen Prozessen teilnehmen, anhand ihrer bioenergetischen Struktur zu erklären und vorherzusagen. Wir können beispiels­weise den DNS-Code sinnvoll lesen und interpretieren, einschließlich der Rolle und der Funktion der Histone, der DNS-regilierenden Proteine, der Nukleotid­symmetrien, der Signalse­quenzen membran­ständiger Proteine, die nach einer Stimulation durch Depolarisation in den Zellkern einwandern und die Transkription dort auslösen, des Targeting neusynthetisierter Proteine im rauhen ER, des Vorgangs des splicing während der Transkription usw., und sie dynamisch beschreiben. Vor allem liefert die neue Theorie das „missing link“, das fehlende Bindeglied, zwischen dem genetischen Code und den Aminosäuren­sequenzen der Proteine, die das End­produkt und Spiegelbild des ge­netischen Codes sind und als Grundbausteine der Zellen ihre Regulation maßgeblich bestimmen. Die Anordnung der AS-Sequenzen der Proteine unterliegt stren­gen physikalischen Gesetzmäßig­keiten, die erst mit der Ent­wicklung und konsequenten Anwen­dung des Dipol-Modells geklärt werden konn­ten. Eine bioenergetische Darstel­lung dieser Prozesse setzt umfang­reiche Kennt­nisse der Bioche­mie, der Medizin und der Physik voraus und sprengt den Rahmen der vor­liegenden Abhandlung (siehe Band 3). Auf die AIDS-Pathogenese umgenützt, führen diese fundamentalen Erkenntnisse zur folgenden Schlußfolgerung:

Bei AIDS-infizierten Zellen kommt es zu einer delokalisierten Steuerung der viralen Replikation erst dann, wenn die viralen Proteine gp41 und gp120 an der Zellmebran präsent sind. Sie sind die fundamentalen Träger der AIDS-Patho­genität.

Andere membranständige HIV-Proteine, denen man bisher wenig Beachtung ge­schenkt hat oder noch gar nicht entdeckt wurden, sollten ebenfalls in der AIDS-Pathogenese berücksichtigt werden. Die Expression des gp120 führt zu einer spe­zifischen Stimulation der HIV-infizierten CD4 Zellen und löst vorzugsweise eine Akti­vierung der viralen DNS aus. In diesem Fall bedient sich das gp120 der Akti­vierungsmechanismen der Immunregulation, allen voran, der MHC-einge­schränk­ten T-Zellrezeptor-Stimulation. Die bloße Präsenz des gp120 an der Zell­oberfläche reicht alleine nicht aus, um die infizierte Zelle spezifisch zu aktivieren und die Virus­replikation auszulösen. Aus diesem Grund weist gp120 eine Protein­struktur auf, die der Struktur des MHC-Moleküls verblüffend ähnlich ist. Mit Hilfe des gp120 bedient sich das HI-Virus der natürlichen Prozesse der Immunstimulation und speziell der T-Zellselektion, um seine Replikation und Vermehrung zu bewerk­stelligen.

Das gp120 ist, sozusagen, das “Trojanische Pferd” in der Reihe der MHC Klasse II-Antigen-Komplexe und modifiziert die Selektion der CD4-T-Lympho­zyten im Thymus und in den Lymphorganen in Sinne der eigenen Vermehrung.

Das virale Protein gp41 entspricht dem transmembranen Teil des MHC-Moleküls, während gp120 dem variablen Domain der MHC-Klasse II sehr ähnlich ist. Beide viralen Proteine tragen Soliton-Triplets (siehe Band 3), die für die Energie­über­tragung in der Zelle zuständig sind. Sie werden erst durch Interaktionen mit anderen Membranproteinen, z.B. mit dem T-Zellrezeptor, aktiviert. Obwohl keine experi­men­telle Information darüber vorliegt, führen diese Interaktionen höchst­wahr­scheinlich zu einer spezifischen Stimulation der infi­zierten CD4-Zellen. Bei einer großen Population von HIV-infizierten CD4-T-Lympho­zyten kann es im Rahmen dieser Stimulation prinzipiell zu folgenden drei möglichen Ergeb­nissen kommen:

1. Manche Zellen werden im Sinne des HIV optimal stimuliert und replizieren das Virus. Allerdings ist dieser Ausgang sehr selten (1 zu 10 000), da für eine HIV-Replikation optimale Bedingungen herrschen müssen.

2. Manche Zellen werden in ihrem Sinne optimal stimuliert und rekrutieren ihre repair-Mechanismen. Sie entfernen die virale DNS aus der zelleigenen DNS, so daß sich das HI-Virus nicht replizieren kann und wird, wie alles in der Zelle, das nicht benötigt wird, entsprechend verstoffwechselt. Wir werden unten zeigen, daß depolarisierende Medikamente die repair-Mechanismen der Zellen aktivieren und den Einbau der proviralen DNS in die zelleigene DNS hemmen.

3. Manche Zellen werden überstimuliert und gehen durch Apoptopsis zugrunde; andere Zellen werden wiederum unterstimuliert und sterben an Anergie.

Insgesamt kommt es durch die HIV-Infektion zu einer Verfälschung der physio­logischen Selektion immuno­kompetenter T-Lymphozyten (biasing) und zu einem vermehrten Untergang von CD4-Zellen. Die infizierten CD4-Zellen, die selektioniert werden, weisen in der Regel eine herabgesetzte Immunfunktion auf, weil sie ein Produkt der gp120-einge­schränkten Stimulation und nicht der MHC-eingeschränkten Stimulation sind; die letzte setzt eine Antigen-Präsentation voraus.

Fast alle HIV-Patienten weisen eine ausgeprägte Hypergammaglobulinämie auf, die durch polyklonal aktivierte B-Lymphozyten hervorgerufen wird. Diese Poly­klonalität spiegelt die Adaptation der Immunoglobulin-Produktion der B-Zellen auf das sich laufend veränderde Aminosäure-Sequenzmuster der variablen Stellen des gp120 wider (24). Wie kommt es nun zu diesen Veränderungen? Das gp120-Gluko­protein än­dert seine Aminosäuresequenz unter dem bioenergetischen Zwang der T-Zell-Selektion und der humoralen Abwehr. Dieser Zwang existiert während der gesamten Krankheit und vor allem in der Latenzphase, während die humorale Abwehr noch weitgehend intakt ist. Je länger die Latenzphase, umso größer die Polyklonalität der Hypergammglobilinämie – d.h., das gp120 der infizierten Zellen macht mit der Zeit eine zunehmend größere Anzahl an Mutationen durch. Es handelt sich um einen äußerst dyna­mischen Kampf nach dem Leninschen Motto “Wer wem?”. Am Ende siegt das Virus und leitet mit dem Host-Tod zugleich seinen eigenen Untergang ein.

Die zentrale Rolle von gp120 und gp41 in der AIDS-Pathogenese wurde vor kurzem experimentell bestätigt. In einer Studie konnte gezeigt werden, daß höhere Anti­körpertiter gegen Peptide, die zum variablen V3-Domaine des gp120 und zum immunodominanten Domain des gp41 zuzurechnen sind, mit einem erhöhten Risiko der perinatalen Übertragung korrelieren (27). Eine vermehrte Expression dieser viralen Proteine, die von erhöhten Antikörpertitern im Serum HIV-seropositiver Mütter begleitet werden, führt zu einer höheren Infektionsrate bei den neugeborenen Kindern dieser Frauen. Eine andere Studie, die ebenfalls das Mutter-Kind-Über­tragungs­modell untersucht, zeigt, daß AIDS-infizierte Frauen mit den niedrigsten Titern gegen V3 und gp41 das niedrigste Risiko aufwiesen, ihre Kinder mit HIV zu infizieren (Risk = 0,02). Dagegen stieg das Risiko bei HIV-positiven Frauen mit den am höchsten gemessenen Titern auf 0,88 (28). AIDS-Patienten entwickeln in der Spätphase des ARC neurologische Komplikationen, bis hin zu Dementia und Para­lyse (18). Aus den Hirnzellen solcher Patienten kann man gp120 isolieren. Dieses Protein kann diffundieren und erreicht auch entfernte Neuronen (Neuroglia), welche vom HI-Virus nicht direkt infiziert sind. Untersuchungen an Kulturen mit unreifen Zellen erbrachten die ersten Hinweise, daß gp120 die Neurotoxizität auslöst. In einer Studie wurde isoliertes gp120-Protein in transgene Mäusen injektiert. Nach der Applikation beobachtete man ein breites Spektrum neuronaler und glialer Verän­derungen im Mäusehirn, die den zerebralen Abnormalitäten bei AIDS-Patienten sehr ähnlich sind. Die Schwere der Läsionen korrelierte mit dem zerebralen Spiegel der gp120-Expression. Diese in vivo Ergebnisse zeigen eindeutig, daß gp120 eine Schlüssel­rolle in der AIDS-Pathogenese spielt (28).

Gibt es angesichts dieser Erkenntnis einen therapeutischen Ausweg? Unseres Erach­tens – ja! Jede Therapie muß von der Dynamik der HIV-Vermehrung im Körper aus­gehen – vor allem, von der zentralen pathogenen Rolle des gp120 und gp41. Insbe­son­dere muß man die bioenergetische delokalisierte Kopplung zwischen diesen Mem­branproteinen und der Virusreplikation im Zellkern klar erkennen und in die Therapie einbeziehen. Der Versuch, eine HIV-Impfung zu entwickeln, tat es nicht und mußte jämmerlich scheitern. Man berücksichtigte nicht die Tatsache, daß HIV-infizierte Zellen die Fähigkeit besitzen, unter dem bioenergetischen Zwang der T-Zellselektion zu mutieren und immer neue Varianten des gp120 zu produzieren. In Wirklichkeit mutiert nur das provirale DNS-Genom und davon speziell das gp120-Gen. Dies erklärt auch die Entwicklung von Ein-Schritt-Resistenz nach nur ein­maliger Gabe einer HIV-Impfung (10, 12).

 

II.   Therapie

1. Die bioenergetische Grundlage einer erfolgversprechenden AIDS-Therapie

Postulat: Eine bioenergetisch begründete, rationale Therapie von AIDS, muß sich die­sel­ben phy­siologischen Mechanismen zunutze machen, derer sich das HI-Virus im Wirt bedient. Da AIDS stets zur Immunschwäche führt, muß eine erfolgreiche AIDS-Therapie zwangsläufig zur Stärkung des Immunsystems führen.

In Sinne der Allgemeinen Theorie werden alle Zellen, einschließlich aller Immun­zellen, durch eine Depolarisation stimuliert. Dagegen führt eine Repolarisation zur Zelldifferenzierung. Depolarisation und Repolarisation umschreiben eine fließende Energieskala, die unendlich viele, diskrete Energiezustände enthält, genauso, wie das elektromagnetische Spektrum unendlich viele diskrete Energiezustände und Systeme enthält. Maßgeblich für die Selektion immunokompetenter T-Lympho­zyten in den Lymphorganen (zellvermittelte Immunität) ist zunächst die MHC-eingeschränkte Zellaktivierung durch Depolarisation. Im Grunde genommen laufen Depolarisation und Repolarisation gleichzeitig im Körper ab: Sie sind zwei dialektische Aspekte der supra­zellulären Regulation. Alle Immunzellen schütten eine Reihe von Cyto­kinen, Pros­taglandinen und anderen Immunfaktoren aus, die pleotrophe Eigen­schaften aufweisen und, je nach Anfangsbedingungen der Immunzellen (aktuelle Zusam­mensetzung der präsentierten Membranproteine), zu einer Depolarisation oder Repo­la­risation der einzelnen Zellen führen können. Die physiologische Regulation ist eine, unter den gege­benen Umständen, stets optimale Stimulation; wir nennen sie Pareto-optimal. In diesem Fall wird die Mehrzahl der Zellen optimal stimuliert oder diffe­renziert, ein kleiner Teil der Immunzellen wird überstimuliert oder unter­sti­muliert und geht durch Apoptosis oder Anergie zugrunde. Bei AIDS-Patienten ist der Anteil der zugrundegehenden CD4-Zellen größer durch die Expression des gp120-Proteins. Dieses virale Protein imitiert das MHC-Molekül und modifiziet auf diese Weise die T-Zellselektion, so daß sie bei AIDS-Patienten suboptimal (patho­lo­gisch) abläuft. Diese zunächst kleine, ungünstige Verschiebung der Pareto-opti­malen T-Zellselektion multipliziert sich mit der Zeit und bestimmt maßgeblich die Immun­antwort. Am Ende der Krankheit kippt das Immunsystem um, und der Patient stirbt; wir bezeichnen diesen Vorgang im physikalischen Sinne als destruktive Inter­ferenz, aus der Erkenntnis heraus, daß die gesamte physikalische Welt und die organische Materie aus Systemen überlagerter Wellen aufgebaut sind. Diese Erkennt­nis, die auch der klassischen Quantenmachanik implizit zugrunde liegt, ist eine grundlegende Aussage der neuen physikalisch-mathematischen Theorie des Univer­sal­gesetzes (siehe Band 1 und 2). Sowohl das Immunsystem, als auch die Ver­meh­rung des HI-Virus sind extrem dynamische Energiesysteme, die aus unend­lich vielen, über­la­gerten elektromagnetischen Wellen und Ebenen bestehen, die sich gegenseitig bedin­gen und überlappen. Von all dem haben die heutigen Mediziner keinen blassen Schimmer. Das Immunsystem kann solange Pareto-optimal funktio­nie­ren, solange die grundlegende Bedingung der konstruktiven Interferenz für alle Ebenen gewähr­leistet wird. Auch die kleinsten Abweichungen vom Soll-Zustand einer konstruktiven Interferenz führen zu globalen Veränderungen im System und kön­nen ihre Destruk­tion auslösen. Mathematische Modelle, welche die Populations­dynamik des HI-Virus in AIDS-infizierten Patienten im Verlauf der Erkrankung er­fassen, belegen das nicht-lineare Verhalten dieses bioenergetischen Systems (29), das für alle überlagerten Wellen­­systeme, so z.B. für die uns bekannten Quantensysteme,  typisch ist.

Es gibt somit nur eine einzige therapeutische Strategie in der AIDS-Bekämpfung, die letztendlich vom Erfolg gekrönt sein wird. Diese muß die Zielsetzung haben, die Expression von gp120 und anderen, ähnlich pathogenen, membranständigen, viralen Glukoproteinen zu hemmen und damit die delokalisierte Kopplung der viralen Replikation zu verhindern. Wie bereits im Zusammenhang mit der Wir­kung der Cytokine erwähnt wurde, kann die Expression des gp120 nur durch depo­la­risierende Substanzen gehemmt werden. Auf diese Weise wird die Repli­kation der Viren verhindert, die repair-Mechanismen gestärkt und der intrazelluläre Abbau der HI-Viren gefördert. Gleichzeitig führt eine Therapie mit depolari­sierenden Medikamenten zu einer globalen Stimulation des Immunsystems, das seinerseits die Ausbreitung und Vermehrung des HI-Virus im Körper durch weitere hu­mo­rale und zellvermittelte Abwehrmechanismen verhindert. Diese Abwehrstra­tegie macht sich der Organismus bei der Bekämpfung der AIDS-Infektion ausgiebig zunutze. Bei HIV-infizierten Patienten findet man sehr oft erhöhte Spiegel vieler Hormone, Immunfaktoren und Neurotransmitter. Der menschliche Körper reagiert kompensa­torisch auf die HIV-Infektion und die begleitende Immun­schwäche mit einer globalen Zunahme der suprazellulären Zellstimulation (5,8). Diese Folge der AIDS-Erkrankung wurde allerdings – wie vieles in der Medizin – bisher mechanistisch und reduktionistisch interpretiert und daher fälschlicherweise als ursächlich für die AIDS-Pathogenese befunden (8).

Im Lichte der neuen Allgemeinen Theorie der biologischen Regulation konnte ich auf eine umfangreiche Weise zeigen, daß ein der vielen systemischen Fehler der konventionellen Medizin und Pathologie daran liegt, die Folgen, Konsequenzen einer Erkrankung als ihre Ursachen zu deuten und Therapien vorzuschlagen, die letzend­lich diese Folgen verstärken und den Krankheitsverlauf verschlimmern. Ich habe im Band 3 unzählige Beispiele zu dieser Feststellung geliefert. Diese systematische Kausa­litätsumkeh­rung der experimentellen Befunde ist ein Leitmotiv der gegen­wär­tigen Medizin und liegt darin begründet, daß die Mediziner bis heute nicht in der Lage sind, eine zusam­menhängende Theorie der biologischen Regulation des men­sch­li­chen Organis­mus zu entwickeln, aus der sie ihre therapeutischen Strategien erst be­grün­den müssen. Sie erkennen nicht einmal die Notwendigkeit einer solchen intel­lek­tuellen Leistung. Die vorliegende Abhandlung stellt somit eine radikale Ab­kehr von der bisherigen, verhängnisvollen medizinischen Praxis dar, die, wie ich im Band 3 beweise, zum kollektiven Genozid von Millionen Patienten geführt hat und täglich Opfer fordert.

Die Schlußfolgerung, daß eine globale Zellstimulation das Fortschreiten der AIDS-Er­krankung aufhalten kann, ergibt sich zwangslos aus der bioenergetischen Erklä­rung der AIDS-Pathogenese. Sie wird durch unsere Erkenntnisse über die Reaktion des HIV-infizierten Organismus auf den Erreger bestätigt. Bevor wir anhand einiger aktuel­ler Ergebnisse zeigen, daß diese Schlußfolgerung bereits heute experimentell unter­ma­uert ist, werden wir die gegenwärtige AIDS-Therapie einer kritischen Ana­lyse unterziehen.

 

 2.   Kritischer Überblick der gegenwärtigen AIDS-Behandlung

 

Zur Zeit werden die AIDS-Patienten erst in der Spätphase des ARC kausal und symptomatisch behandelt. Das einzige bisher in Europa zugelassene Medikament gegen HIV ist Zidovudin, AZT (30-35)[1]. Dieses Medikament gilt als ein Hemmer der reversen Transkriptase. Nach dem Dipol-Modell, das sich aus dem Univer­salgesetz ableitet (siehe Band 3), ist AZT jedoch eine unspezifisch zell-hemmende Substanz, die unter anderem die Solitone des genetischen Codes hemmt und damit indirekt die DNS-Replikation. Das Medikament ist phosphoryliert zu einem Deo­xy­nukleiosid-Triphosphat-Derivat. Man nimmt an, daß dieses Produkt die virale reverse Transkriptase stärker inhibiert als die zelleigene menschliche DNS-Polymerase (36). Im Augenblick geht man davon aus, daß AZT als falsches Nukleotid in die DNS eingebaut wird und auf diese Weise die reverse Transkriptase blockiert oder zumin­dest eine Unterbrechung des DNS-Stranges hervorruft (36). Die Hemmung erfolgt wahrscheinlich durch die Azido-Gruppe in der 3′-Position des Deoxyribose-Restes, die in Wechselwirkungen mit den Nukleotiden der DNS eintritt. Es ist anzunehmen, daß dieses falsche Nukleotid die Fortpflanzung der Solitone entlang den DNS-Strang hemmt, weil die Azido-Gruppe die Leitfähigkeit des DNS-Helix für Elektronen unterbricht. Es handelt sich hierbei um eine pharmakologische Vorher­sage der neuen Allgemeinen Theorie des Universalgesetzes, die experimentell leicht überprüft wer­den kann, indem man die Azidogruppe von AZT mit einer für Elek­tronen leitfähigen Gruppe austauscht und die Wirksamkeit der so veränderten Substanz testet.

Mittlerweile weiß man, daß die vermeintliche Hemmung der reversen Transkriptase durch AZT von sehr kurzer Dauer ist, denn die HI-Viren mutieren rasch und bilden resistente Stämme (37,38). Dies gilt auch für alle zell-hemmenden AIDS-Medika­mente, die anschließend eingeführt wurden. Wie alle zell-hemmenden Medi­kamente, ist AZT hochtoxisch und wurde aus diesem Grund bis vor kurzem nur im ARC ange­wandt. Die klinische Effizienz von AZT ist in der Vergangenheit nicht adäquat unter­sucht und belegt worden. Ausgehend von der Allgemeinen Theorie der biologischen Regulation muß man mit negativen Effekten für die Patienten während einer AZT-Therapie rechnen. Die Allgemeine Theorie besagt, daß alle zell-hemmenden Medi­kamente (etwa 90% aller Medikamente auf dem Markt) gegen das Universalgesetz der biologischen Regulation verstoßen und somit dem Organismus schaden. Nach chronischer Gabe erhöhen sie sowohl die Mortalitätsrate als auch das Krebsrisiko.

Diese theoretische Vorhersage über die negativen Auswirkungen von AZT und anderen zell-hemmenden Medikamenten wurde von mir zum ersten Mal in Februar 1994 gemacht. Sie fand in April 1994 eine glänzende Bestätigung durch die Publi­kation der Ergebnisse der größten AIDS-Studie, die bisher durchgeführt wurde – die Concorde-Studie (39). Diese Studie fand in mehreren westeuropäischen Ländern statt und schloß mehr AIDS-Patienten mit AZT-Behandlung ein als alle bisherigen Studien zusammen. Ein weiterer Vorteil der Concorde-Studie ist, daß sie die längste Beobachtungszeit von allen AIDS-Studien aufweist. Es handelt sich um eine doppel-blind, placebo-kontrollierte, randomisierte Studie, die eine Früh­therapie mit AZT in der Latenzphase mit einer Spättherapie mit AZT vergleicht. Die Früh­therapie begann sofort nach Randomisierung. Die Spättherapie begann mit dem Auf­treten des ARC (CDC IV) oder nach einem persistierenden Abfall der CD4-Anzahl. Zwischen Oktober 1988 und Oktober 1991 wurden 877 AIDS-Patienten in England, Irland und Frankreich in die Studie aufgenommen und bekamen sofort nach Randomisierung 1 g AZT als Tagesdosis (Gruppe der Frühtherapie). 872 Pa­tien­ten wurden in die Gruppe der Spättherapie aufgenommen und zunächst mit Pla­cebo behandelt. Das Hauptkriterium dieser Studie war die Mortalität. Alle Patienten blie­ben in der Studie, bis sie gestorben waren, oder bis zum Stichtag, dem 31 Dezember 1992. Insge­samt wurden 5419 Mann-Jahre als Therapie erfaßt (Median 3,3 Jahre). Die Concor­de-Studie erfaßte mehr Todesfälle als alle vorherigen AIDS-Studien in dieser Indika­tion und ist die aussagekräftigste Studie überhaupt. Alle bisherigen Ergebnisse zu AIDS müssen im Lichte dieser Studie neu bewertet werden.

Das Ziel dieser Studie war zu testen, ob die Frühgabe von AZT den Krank­heits­ver­lauf positiv beeinflüssen kann. Ausgangspunkt für die Studie war die bekanntlich feh­lende klinische Wirksamkeit von AZT in ARC. Die Concorde-Studie zeigte ein­deutig, daß “die Frühtherapie keinen therapeutischen Nutzen gegenüber der Spättherapie bringt, obwohl die Menge der verabreichten Substanz bei der Früh­gabe um ein Vielfaches höher lag als bei der Spätgabe”. Das Hauptergebnis die­ser Studie ist, also, daß eine Frühtherapie mit AZT in keinster Weise das Fortschreiten der AIDS-Erkrankung aufhalten kann. Dieses Ergebnis wurde in der Allgemeinen Theo­rie bereits vorweggenommen. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, eine eingehende Analyse der Ergebnisse der Concorde-Studie durch­zuführen.

Die geschätzte 3-Jahre-Überlebenswahrscheinlichkeit war 92% in der Gruppe der Frühtherapie und 94% in der Gruppe der Spättherapie. Allerdings mußten 99 Pa­tien­ten in der Frühgruppe die AZT-Behandlung wegen schwerer Nebenwirkungen vor­zeitig abbrechen. Im Vergleich dazu mußten nur 38 Patienten in der Spätgruppe wegen Nebenwirkungen vorzeitig aus der Studie ausscheiden, also ein Verhältnis von 3 zu 1. Dieses Ergebnis offenbart drei emminent wichtige Tatsachen:

1.  Die vorausgesagten negativen Effekte von AZT treten tatsächlich auf. Ihre Häufigkeit nimmt mit der Therapiedauer proportional zu. In der Früh­gruppe hatten dreimal so viel Patienten Nebenwirkungen im Vergleich zur Spät­gruppe. Die gesamte Therapiezeit mit AZT war 80% in der Frühgruppe und 23% in der Spätgruppe, also, ebenfalls in einem Verhältnis von etwa 3:1. Ein ähnliches Verhältnis beobachtete man bei den lebensbedrohlichen Neben­wirkungen: Fünf Patienten in der Frühgruppe und nur ein Patient in der Spätgruppe hatten lebensbedrohliche Nebenwirkungen.

2.  Eine längere Therapie mit AZT führt zu einer höheren Mortalitätsrate. Insgesamt starben 96 Patienten in der Frühgruppe und nur 76 Patienten in der Spätgruppe. 15 Todesfälle in der Frühgruppe und 7 Todesfälle in der Spät­gruppe wurden als “nicht durch die AIDS-Erkrankung verursacht” defi­niert. Diese Todesfälle (bis auf 2) traten vor dem ARC auf, aber während einer Therapie mit AZT. Man kann sie also in einem direktem Zusammenhang mit der AZT-Therapie betrachten. Sieben Todesfälle wurden auf maligne Tumore zurückgeführt. Dieses Ergebnis kann als eine Bestätigung dafür gewertet werden, daß das zell-hemmende AZT das Krebsrisiko erhöht (Ich zitiere im Band 3 eine Reihe klinischer Studien mit zell-hemmenden Substanzen aus den letzten Jahren (bis 1999), die diese Tatsache eindeutig belegen.). Der vor­zeitige Abbruch mehrerer Patienten in der Gruppe der Frühtherapie wegen Neben­­­wirkungen verbessert optisch diese Ergebnisse, die sicherlich noch negativer ausgefallen wären, hätte man diese Patienten weiter behandelt.

3. AZT erhöht das Mortalitätsrisiko. Die 3-Jahre-Sterbe­wahrscheinlichkeit be­trägt 8% in der Gruppe mit der Frühtherapie und 6% in der Gruppe mit der Spät­therapie. Eine chronische Frühbehandlung mit AZT in der Latenzphase führt also zu einem relativen Anstieg der Mortalität von 29%. Die Con­corde-Studie zeigt eindeutig, daß während einer Frühtherapie mit AZT signifi­kant mehr AIDS-Patienten versterben, ohne daß die Todes­ursache die AIDS-Erkran­kung selbst ist, als unter einer späten AZT-Therapie im ARC (p = 0,02).

Ein weiteres Ergebnis dieser Studie ist von unschätzbarem Wert. Es konnte nämlich gezeigt werden, daß die vielbeachtete CD4-Anzahl keine Auskunft über den Aus­gang der Erkrankung gibt. Die Autoren dieser Studie bezeichnen dieses “Sur­ro­gat­­­parameter” (Ersatzparameter) als wertlos. Bezeichnenderweise beruhen die meisten Zulassungsstudien, die über die Wirksamkeit und Marktreife eines Medi­kamentes entscheiden, auf solchen nicht validierten “weichen” Ersatz­para­metern. So auch AZT. Erst seit einigen Jahren setzt sich, ausgehend von der FDA, ein neuer Trend durch. Man fordert harte Prüfparameter für die pivotal Zulassungsstudien, die doppel-blind und placebo-kontrolliert durch­geführt werden müssen. In der Regel kann es sich nur um Mortalität oder Heilung handeln. Alle anderen Parameter (Laborparameter, subjektive Tests etc.) sind Ersatz­parameter, die keinesewegs vali­diert sind – d.h., es ist vorher nicht nachge­wie­sen worden, daß diese Parameter mit den harten Parametern, Mortalität und Heilung, korrelieren. Klinische Studien, die auf solchen Prüfparametern beruhen, haben keine Aussagekraft und dürfen nicht als Zulassungsstudien akzeptiert werden. Ebenso müssen alle Medikamente, die auf der Basis von solchen Studien zugelassen wurden – und das sind die Mehrzahl der Medikamente – vom Markt zurück­genommen werden, bis ihre Wirksamkeit ein­deutig nachgewiesen wird. Da die meisten Medikamente zell-hem­mend sind, muß man davon ausgehen, daß sie schlech­­ter als Placebo sind – sie schaden dem Orga­nis­mus und erhöhen die Mortalität und die Morbidität bei den Patienten (für weitere Beispiele siehe Band 3).

Fassen wir noch einmal den Stand der AIDS-Forschung und Therapie vor der Ent­deckung des Universalgesetzes zusammen:

1. Trotz einer schier unübersichtlichen Flut an Forschungsdaten und Infor­ma­tionen über AIDS gab es bisher keine brauchbare Theorie über den Ent­ste­hungs­mechanismus dieser Krankheit, die als Ausgangbasis einer erfolg­rei­chen Therapie dienen könnte.

2.  Es ist keine AIDS-Impfung in Sicht.

3.  Das einzige Medikament, das gegen HIV zugelassen ist, AZT, wirkt schlech­ter als Placebo und erhöht die Mortalität nach Frühgabe.

Aus der Sicht der neuen Allgemeinen Theorie der biologischen Regulation können folgende Schlüsse zu den obigen Punkten gezogen werden:

1. Die überwiegende Mehrheit der gesicherten Forschungssdaten und Ergebnisse über AIDS lassen sich zum ersten Mal durch die neue Theorie logisch und zusammenhängend erklären. Daraus kann man die bioener­getische Pathoge­nese von AIDS ableiten. Sie dient als Ausgangs­basis für die Entwicklung neuer erfolgsversprechender Therapien.

2.   Die Aussichtslosigkeit einer Impfungstherapie, die bereits klinisch bestätigt wurde, wird theoretisch begründet.

3.  Das zur Zeit am meistens verwendete AIDS-Mittel, AZT, ist eine zell-hem­mende Substanz und schadet nur den AIDS-Patienten, indem es die Mortalität erhöht.

 

3. AIDS-Therapie aus der Sicht der neuen Allgemeinen Theorie der Biolo­gischen Regulation

 

Wie sieht nun die Therapie von AIDS aus der Sicht der neuen Biotheorie des Uni­ver­salgesetzes aus? Die einzige erfolgsverschprechende AIDS-Therapie ist die An­wen­dung depolarisierender, oraler Medikamente. Insbesondere sollten solche Substanzen eingesetzt werden, die sich aufgrund ihrer Kinetik vorwiegend in den sekundären Lymphorganen anreichern und als Immunstimulatoren wirken. Solche Medikamente sind Nystatin, Amphotericin B und die Gruppe der Polyene, die lipophile Eigenschaften haben, bevorzugt über die Lymphe aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert werden und sich in den immunokompetenten Organen anreichern (tiefes Kompartiment). Mit dieser Therapie wird folgendes erreicht:

1.  Depolarisierende Immunstimulatoren unterdrücken die Expression des gp120 in HIV-infizierten Immunzellen, das für die Pathogenität der Erkran­kung und die Virusreplikation im Organismus verantwortlich ist.

2.  Depolarisierende Immunstimulatoren aktivieren alle Immunzellen und ver­bes­sern den gesamten Immunstatus. AIDS ist eine Krankheit mit einer chro­ni­schen Immunschwäche. Diese Immunschwäche kann nur durch potente orale Immunstimulatoren erfolgreich chronisch behandelt werden.

3 . Alle bisherigen Medikamente mit zell-hemmenden Eigenschaften müssen bei AIDS-Patienten abgesetzt werden oder auf ein notwendiges Minimum redu­ziert werden (etwa Antibiotika), denn sie fördern alle die Progredienz der Erkrankung durch zusätzliche Schwächung der Immunabwehr und erhöhen auf diese Weise die Mortalität.

4.  Da die AIDS-Erkrankung eine ununterbrochene Progredienz auch in der Inku­ba­tionsphase aufweist, muß man mit einer zell-stimulierenden Therapie so­fort nach Serokonversion beginnen und diese wahrscheinlich lebenslang durch­führen. Eine solche chronische Therapie kann nur mit gut verträg­li­chen oralen Medikamenten aufrechterhalten werden. Alles andere ist nicht praktikabel!

Wir werden nun auf diese Punkte näher eingehen und mit experimentellen Daten belegen, und diskutieren.

Zu Punkt 1. und 2.:

Eine Behandlungstrategie mit zell-stimulierenden Medikamenten bei AIDS-Patienten ist bisher nicht durchgeführt worden, so daß wir über keine unmittelbaren klinischen Ergebnisse verfügen. Wir werden jedoch einige bedeutsame in vitro und in vivo Daten vorstellen, die diese therapeutische Strategie untermauern. Zunächst wissen wir aus einer Reihe von Untersuchungen, daß depolarisierende Cytokine die Expres­sion des gp120 unterdrücken, während repolarisierende Cytokine diese fördern. Depo­larisation des Membranpotentials führt immer zu einer gesteigerten Endocytose membranständiger Proteine. Eine Repolarisation des Ruhepotentials erhöht die Schwel­le der Depolarisation und der Endocytose. Daher die erhöhte Expression von Membranproteinen während einer Repolarisation. Diese Phänomene beobachtet man grundsätzlich bei allen Membranproteinen und nicht nur beim gp120.

Solche Effekte wurden vor kurzen für Nystatin-A (Nys) und Amphotericin B (Amp) eindrucksvoll bestätigt (40). Die in vitro Effekte von Nys und Amp wurden in Zellkulturen, die mit dem HIV-Viurs infiziert wurden, untersucht. 10 µg/ml Nys und Amp reichten aus, um die Expression von gp120 und gp41 in H9 Zellen, die eine Zellinie der menschlichen Lymphozyten sind, komplett zu inhibieren. Die Hemmung der viralen Replikation wurde zusätzlich durch Messung des p24, eines viralen Proteins, und durch die Unterdrückung der reversen Transkriptase gemes­sen. Beide Substanzen führen zu einer Depolarisation der Zellen. 10 µg/ml Nys und Amp waren genauso wirksam wie 50 µg/ml AZT. Allerdings war die Zytoto­xizität dieser Substanzen niedriger als bei AZT. 92-96% der Zellen, die mit effek­tiven Dosen Nys und Amp inkubiert wurden, behielten ihre Funktionsfähigkeit. Die poly­merase Kettenreaktion (polymerase chain reaction) zeigte, daß in der Gegen­wart von 10 µg/ml Nys und Amp keine Bindung der viralen DNS an die zelleigene DNS stattfindet. Die beiden Polyene hatten die gleiche antivirale Aktivität, unab­hängig davon, ob vorher die Zellen mit dem HIV-Virus inkubiert wurden oder erst während des Experiments. Dieses Ergebnis zeigt, daß Nys und Amp keine direkte Wirkung auf das HIV-Virus ausüben. Sie wirken indirekt über eine Stimulation der infizierten Zellen, die wiederum zur Hemmung der HIV-Replikation führt. Ähnliche Ergebnisse wurden mit einem neuen Amp-Derivat in zwei menschlichen Zellinien, Jurkat und CEM, berichtet (41). Diese Ergebnisse zeigen, daß alle depolarisierenden Substanzen zu einer Hemmung der HIV-Replikation in infizierten Zellen führen. Dies ist keine spezielle Eigenschaft der beiden Medikamente, sondern trifft auch auf die gesamte Gruppe der Polyene zu.

Umgekehrt hemmen Nys und Amp nicht nur die Replikation des HI-Virus, sondern auch die Replikation aller Viren, weil sie ihre Hemmung über eine Stimulation der virus-infizierten Zellen entfalten. Es liegen Ergebnisse mit einer Reihe von Viren vor. Wir werden einige wenige zitieren. Amp B Methylester hemmt in Zellkulturen die Replikation von HSVI und HSVII (Herpes simplex Virus) in Konzen­trationen zwischen 3 und 25 µg/ml (42). Wir haben mehrere Patienten mit labialen HSV Infektionen behandelt und können über eine schnelle Heilungsrate berichten. Die Po­lyene sind auch aktiv gegen HBV (Hepatitis B Virus). Amp unterdrückt die Produk­tion des HbsAg (hepatitis B surface antigen) in der menschlichen Hepatoma-Zellinie, PLC/PRF/5 (43). Filipin, ein Penten, inaktiviert VS (vesicular Stomatitis), Influenza Virus und die Virione der Leuscher Leukämie (44). Diese Viren werden auch durch Amp unterdrückt. Weitere Viren, die in Zellkulturen durch Amp B Derivate inhibiert werden, sind: VS, HSV, Sindbis Virus und Vaccinia Virus (45-47).

Der positive Effekt zell-stimulierender Substanzen bei AIDS wurde vor kurzem klinisch bestätigt. Allerdings konnten die Autoren dieser Studie keine befriedigende Erklärung für ihre Befunde liefern, da sie das Universalgesetz nicht kannten. Eine sehr große klinische Studie mit 338 HIV-positiven Müttern aus Malawi zeigte, daß hohe Vitamin-A-Spiegel im Serum der Mütter das Risiko der AIDS-Über­tra­gung auf ihre Kinder signifikant senken (48). Bisherige Studien haben gezeigt, daß das Übertragungsrisiko zwischen 10 und 40% liegt und daß es große inter­individuelle Schwankungen gibt. In dieser Gruppe lag die Übertragungsrate bei 21,9%. Man verglich die mittleren Serumwerte von Vitamin A und konnte fest­stellen, daß das Übertragungsrisiko umso niedriger war, je höher die Werte ausfielen. In der Gruppe mit dem niedrigsten Vitamin A-Wert (0,7 µg/ml) lag das Übertra­gungs­risiko bei 32,4% und sank in der Gruppe mit dem höchsten Vitamin-A-Mittel­wert (1,4 µg/ml) auf 7,2% (p = 0,0001).

Die Autoren konnten die protektive Wirkung hoher Vitamin-A-Konzentrationen im Serum HIV-positiver Mütter nicht befriedigend erklären. Aus der Sicht der neuen Theorie ist die Erklärung sehr einfach. Vitamin A ist eine depolarisierende Substanz, ähnlich wie Nys und Amp. In Rhodopsin der Retina übernimmt Vitamin A die Rolle des Photonenrezeptors (Lichtrezeptors). Man findet Vitamin A auch in Bakterio­rho­dopsin, eine lichtgetriebene Protonenpumpe, die in primitiven Bakterien vor­kommt. Sie ist eine selbständige Energiequelle, die Photonen empfängt und ihre Energie dazu verwendet, einen elektrischen Protonengradient an der Bakterien­mem­bran aufzu­bauen. Vitamin A ist also eine universelle zell-stimu­lierende Sub­stanz, die physio­lo­gisch an vielen Stellen vorkommt und in vielen Prozessen beteiligt ist. Daher ihre essentielle Bedeutung als Vitamin. Obwohl man die Antititer gegen gp120 und gp41 in der oben zitierten Studie nicht gemessen hat, kann man annehmen, daß hohe Serum­konzentrationen von Vitamin A die Expression dieser viralen Proteine hem­men und die Pathogenität der Krankheit vermindern.

Zu Punkt 3:

Die chronische Einnahme von Antibiotika, ZNS-Mitteln, Zytostatika und anderen zell-hemmenden Medikamenten führt zum vorzeitigen Ausbruch der AIDS-Krank­heit, bzw. zu einer Verschlechterung der Symptomatik (1,2). Diese Tatsache ist aus­reichend belegt. Die Concorde-Studie beweist diesen Befund sogar für das einzige Medi­kament, AZT, das spezifisch gegen HIV zugelassen wurde. Deshalb muß man von solchen Medikamenten bei AIDS-Patienten Abstand nehmen.

Zu Punkt 4:

Bisher gab es keine präventive Therapie, die den Ausbruch des ARC verhindert bzw. die symptomfreie Latenzphase verlängert.

Dieser therapeutische Effekt kann durch die chronische Gabe depolarisie­ren­der, zell-stimulierender Medikamente erreicht werden.

Hier müssen sofort große, placebo-kontrollierte Studien mit Nys oder Amp durch­geführt werden. Da zur Zeit keine alternative Therapie in Sicht ist, besteht ein starkes ethisches Imperativ, diese preisgünstigen und sehr gut ver­träg­lichen Medikamente sofort zu testen. Einer sofortigen klinischen Erpro­bung steht schon deswegen nichts im Wege, weil diese Mittel bereits jetzt im ARC als Antimykotika in großem Umfang eingesetzt werden. Indirekt zeigen mehrere Stu­dien, daß sowohl Nys als auch Amp nicht nur die Rate der systemischen Candidiosen nach oraler Gabe senken (dies wird indirekt durch eine Stimulation des Immun­systems erreicht und nicht wie bisher geglaubt über einen direkten antimy­kotischen Effekt), sondern auch die Krankheitssymptomatik der AIDS-Patienten deutlich verbessern (49-55). Aller­dings werden diese Mittel nur für kurze Zeit gegeben (in der Regel wenige Tage bis Wochen), so daß sich ein positiver Effekt, der erst nach 2 bis 3 Monaten zu erwarten ist, nicht richtig einstellen kann. Außerdem ist der thera­peu­tische Effekt in der letzten Phase des ARC von geringem Nutzen, da das Immun­system zu dieser Zeit bereits irre­parabel geschädigt ist. In dieser Phase können sogar die potentesten Immunsti­mu­latoren wie Nys und Amp wenig ausrichten.

Ist der vorzeitige Tod ein unabwendbares Schicksal aller HIV-positiver Patienten? Mitnichten! Es gibt zunehmend Hinweise, daß HIV-infizierte Patiente wieder sero­negativ, d.h., gesund werden. Eine Studie mit seropositiven neugeborenen Kindern belegt, daß manche Kinder nach einer gewissen Zeit (1 bis 2 Jahren) konvertieren und seronegativ werden (56). Es gibt auch Hinweise für Serokonversion bei Erwach­senen, allerdings ist der epidemiologische Nachweis sehr schwierig (58,61). In einer anderen Studie wurde gezeigt, daß 15% der perinatal infizierten Kinder Langzeit-Über­lebende sind (bis zu 5 Jahren) und keine Symptome aufweisen (57). Eine Reihe von Untersuchungen zeigt, daß viele HIV-positive Patienten 25 Jahre und länger leben, ohne ARC zu entwickeln (58-63).

Neue Studien zur Charakterisierung des immunologischen Status von HIV-long-term-survivors (HIV-Langzeitüberlebende) bestätigen die Vorhersagen der Allgemei­nen Theorie. Die periphere Ausbreitung des HI-Virus bei solchen Patienten ist nied­ri­ger als bei Patienten mit kurzer Latenzzeit. Bei einigen long-term-survivors konnte das HI-Virus peripher nicht nachgewiesen werden. Long-term survivors zeigen in der Regel eine ausgeprägtere CD8-Lymphozytenreaktion und eine stärkere humorale Ab­wehr mit neutralisierenden Antikörpern (66). In diesem Zusammenhang sollte man wissen, daß sowohl Nys als auch Amp die CD8-Lymphocyten in vitro stimulieren und ihre Killer-Aktivität fördern. HIV-infizierte long-term-survivors bleiben für Jahrzehnte symptomlos, obwohl sie meßbare HIV-Spiegel aufweisen. Dieser benigne Verlauf ist das Ergebnis einer starken Immunantwort, die zwar die Viren nicht ganz eliminieren kann, jedoch ihre Vermehrung im Körper in Grenzen hält. Das Ergebnis einer starken Immunstimulation sind: stabile CD4-Anzahl, keine Zer­störung des Lymph­knotengerüstes, niedrige HIV-Replikationsrate und Schutz vor sekun­dären HIV-Infektionen (67). Das gleiche Ziel setzt sich eine zell- und immuno­stimulierende Therapie mit Nys und Amp bei symptomlosen HIV-positiven Patienten.

Diese Ergebnise verdeutlichen, daß der Ausbruch der AIDS-Erkrankung einzig und alleine vom individuellen Immunstatus abhängt. HIV-Patienten mit positiver Lebens­ein­stellung und solche, die regelmäßig Sport treiben, sowie wohlhabende HIV-Patienten weisen in der Regel eine längere Überlebenszeit auf, als Rauschgift­süch­tige und arme Patienten und zwar unabhängig von der Qualität der Behandlung (64, 65). Das ARC kann durch Anaesthetika, Antibiotika, antivirale Medikamente (1,2, 58-65) und durch zusätzliche Virusinfektionen (68-71) vorzeitig ausgelöst oder die Symp­tomatik verschlimmert werden. Es gibt offensichtlich eine Reihe von Faktoren, die den Verlauf der AIDS-Erkrankung in eine positive oder negative Richtung beein­flüssen können.

Wir empfehlen daher eine chronische Therapie mit oralem Nystastin oder Amphotericin B sofort nach Serokonversion, bzw. zu jedem Zeitpunkt in der Latenzphase, unabhängig davon, ob der Patient über Symptome klagt oder nicht. Die Dosierung muß individuell nach Zustand des Patienten und Fortschreiten der Erkrankung gewählt werden. Wir empfehlen tägliche Dosen zwischen 1,5 und 3 Gramm (6 bis 12 Gelatinkapsel á 250 mg ( = 1,250 Mill. I.E. Nystatin).

Zusätzlich empfehlen wir die Gabe von Vitamin A und anderen fettlöslichen Vita­minen. Besonders vorteilhaft scheint die Gabe von Vitamin E zu sein. Die immuno­stimulatorische Wirkung dieses Vitamins ist erst seit kurzem bekannt. Sein thera­peu­tisches Potential bei AIDS ist aber bereits Gegenstand intensiver Diskussionen (72). Allerdings kennt man die Gründe für die Wirksamkeit von Vitamin E erst seit der Entdeckung des Universalgesetzes: Vitamin E ist eine zell-stimulierende Sub­stanz im Sinne des Dipol-Modells.

Die Gabe von Magnesium verbessert die Symptome chronischer Krankheiten, die mit einer Immunschwäche einhergehen (73) und sollte auch bei AIDS-Patienten re­gel­mäßig verabreicht werden. Diese therapeutischen Effekte von Magnesium lassen sich in der neuen Theorie ebenfalls leicht erklären. Alle ATP-asen, ein­schließlich der Na+-K+-ATP-Pumpen, funktionieren nur in der Anwesenheit von Mag­nesium. Diese Tatsache ist in der Physiologie und Biochemie hinreichend bekannt. Dieses Metall­ion scheint eine zentrale Rolle in der Elektronen­über­tragung innerhalb dieser trans­membranen Proteine zu spielen. Wenn Magnesium­mangel im Körper herrscht, arbei­ten alle zellulären Ionenpumpen subop­timal. Vor allem wird die Repolarisation der Zellmembranpotentiale, die vorwiegend durch die Na+-K+-ATP-Pumpen be­werk­stelligt wird, erheblich beeinträchtigt. Die Energieumwandlung der Zellen ist gestört und damit ihre Regulation und Effizienz. Erst vor kurzem zeigte eine sehr große klini­sche Studie, the LIMIT-2 Trial (The second Leicester Intravenous Magne­sium Interven­tion Trial, 2316 Patienten), daß die i.v. Gabe von Magnesium an Patienten mit akutem Myokardinfarkt sowohl die Mortalität durch ischämische Herz­erkran­kungen (um 21%) als auch die globale Mortalität (um 16%) signifikant senkt (74). Diese Ergebnisse belegen eindeutig das breite therapeutische Potential von Magne­sium bei vielen chronischen und akuten Krankheiten. Im Sinne des Dipol-Modells fördert Magnesium die Energieübertragung in den Zellen und wirkt somit zell-sti­mulierend. Alle seropositiven Patienten sollten daher regelmäßig und unter ärztlicher Kontrolle Magnesium-Tabletten einnehmen.

Alle AIDS-Patienten sollten eine kalorien- und abwechslungsreiche Ernährung zu sich nehmen und regelmäßig, aber mäßig, Sport treiben. Eine positive weltoffene Einstellung unterstützt die Therapie. Mit der Entdeckung des Univesalgesetzes konn­te eindeutig gezeigt werden, daß das Nervensystem, das Immun­system und das Hormon­system eine gemeinsame Ebene der Zellregulation haben, nämlich die Modu­lation der Zellmembranpotentiale, und dürfen nicht wie bisher getrennt betrachtet werden. Eine positive Einstellung zum Leben stärkt somit das Immun­system und verlängert die Lebenserwartungen bei HIV-positiven Patienten.

 

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[1] In der darauffolgenden Zeit wurden weitere AIDS-Mittel auf den Markt gebracht, die jedoch im Sinne des Dipol-Modells allesamt zell-hemmend sind, so daß die obige Argumentation auch für ihre negative Wirkungsweise uneingeschränkt gilt.

 

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